Kardinal Woelki: „Wachstum, neue Gemeinden, das ist auch heute möglich“

Kardinal Rainer Maria Woelki
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

Kardinal Rainer Maria Woelki hat mit Blick auf seine „Lernreise“ in eine anglikanische Gemeinde in London konstatiert: „Es geht! Wachstum, neue Gemeinden, das ist auch heute möglich.“

„Auch in einer westlichen Stadt – London – die in Teilen noch säkularisierter ist, als wir es bei uns heute schon kennen“, fügte Woelki in einem von seiner Erzdiözese Köln im Internet veröffentlichten Gespräch hinzu, an dem auch der designierte anglikanische Erzbischof von Melbourne, Ric Thorpe, teilnahm. Anders als bei den orthodoxen Kirchen werden bei den Anglikanern keine gültigen Weihen gespendet, wie die Kirche seit Papst Leo XIII. im Jahr 1896 ausdrücklich lehrt.

„Für uns war dann natürlich vor allem das ‚wie‘ interessant“, erläuterte Woelki. „Einige Aspekte erscheinen mir da besonders wichtig: Die neuen Gemeinden sind stark getragen vom gemeinsamen Gebet der Verantwortlichen und von einem beinahe grenzenlosen Vertrauen in die Wirkmacht des Heiligen Geistes. Das hat mich fast ein bisschen beschämt. Am Anfang stehen nicht Masterpläne, Werkzeuge und so weiter. Sondern am Anfang stehen Gebet und Vertrauen auf den Heiligen Geist.“

„Es sind zumeist ganz praktische Dinge, die man lernen und beachten kann“, sagte der Kölner Erzbischof. „Das hat mich bei der Arbeit von CCX besonders beeindruckt.“ Das Kürzel CCX steht für das anglikanische „St. Gregory Center for Church Multiplication“, das von Thorpe geleitet wird. „Alle sind angetrieben von Jesu Auftrag: ‚Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘ (Mt 28,19).“

Insgesamt sei die Arbeit des CCX „sehr reflektiert und strukturiert“, hob Woelki hervor. „Erfahrungen aus Jahrzehnten der Gemeindegründungen wurden ausgewertet und fließen jetzt in Kurse und Angebote ein, um dieses Wissen und diesen Schatz zugänglich zu machen.“

Papst Paul VI. habe seinerseits den Katholiken „schon 1975 – also vor 50 Jahren! – ins Stammbuch geschrieben: ‚Wir müssen kühn und umsichtig und zugleich in unbedingter Treue zum Inhalt die geeignetsten und wirksamsten Weisen zur Mitteilung der Botschaft des Evangeliums an die Menschen unserer Zeit neu entdecken und in die Tat umsetzen‘ (EN 40). Der Inhalt ist immer der gleiche: Christus. Die Art und Weise ihn zu verkünden muss immer aufmerksam sein für die Bedürfnisse der Menschen unserer Zeit!“

Woelki sagte, er wolle in seiner Erzdiözese Köln in der nächsten Zeit versuchen, die Impulse aus dem anglikanischen Umfeld „auch in unser Erzbistum zu tragen, um manches einfach auszuprobieren. Ich bin sehr froh darüber, dass dabei viele mitmachen wollen und mir auch immer wieder sagen, wie groß ihre Sehnsucht nach Wachstum und Erneuerung ist.“ Er sprach in diesem Kontext von einer „Ökumene der Evangelisierung“.

Mit drei anderen Diözesanbischöfen nimmt der Kölner Kardinal nicht mehr am deutschen Synodalen Weg teil, der die überlieferte kirchliche Lehre teils drastisch ändern will und von den zuständigen vatikanischen Stellen im Laufe der Jahre mehrfach in die Schranken gewiesen wurde. Die Kritik am Synodalen Weg entzündete sich auch daran, dass dabei kein besonderer Fokus auf die Evangelisierung gelegt wurde, wie es Papst Franziskus eigentlich gewünscht hatte.

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