„Frauenbund Schweiz“: „Der Druck, auf das ‚K‘ zu verzichten, kommt von der Basis“

Ehemalige Präsidentin des SKF, Simone Curau-Aepli
Screenshot von YouTube

Die bisherige Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) hat die Streichung der Selbstbezeichnung „katholisch“ im Verbandsnamen gerechtfertigt: „Der Druck, auf das ‚K‘ im Namen zu verzichten, kommt von der Basis.“ Simone-Curau Aepli war neun Jahre lang für den SKF verantwortlich und übergab am 23. Mai das Präsidium an ein neues Co-Präsidium. In einem Interview mit dem Online-Forum „feinschwarz“ zog sie Bilanz über ihre Amtszeit.

Im Zentrum der letzten Delegiertenversammlung unter ihrer Leitung stand der Namenswechsel: Aus dem „Schweizerischen Katholischen Frauenbund“ (SKF) wurde der „Frauenbund Schweiz“, wie CNA Deutsch berichtete.

Auf die Frage, was es für sie als Kirchenfrau bedeute, dass das „K“ im Namen als derart belastet empfunden werde, antwortete Aepli: „Der Druck, auf das ‚K‘ im Namen zu verzichten, kommt von der Basis. Wir mussten erkennen, dass es nicht in unserer Macht liegt, ‚katholisch‘ so zu definieren, dass wir verstanden werden.“

Neben der öffentlichen Wahrnehmung sei auch das Marketing ein Grund gewesen, sich vom Kürzel SKF zu lösen: „Am Kirchenbezug ändert sich damit nichts, zumal fast 90 % unserer Ortsvereine das ‚K‘ nicht im Namen haben.“

Mit dem Namenswechsel sei ein neuer „Claim“ verbunden: „Überraschend anders katholisch.“ Das bringe ein zentrales Anliegen auf den Punkt: „‚Katholische Kirche‘ ist viel mehr als das Bild, das die öffentliche Wahrnehmung dominiert. Im Alltag ist sie vielfältig, trägt zum Leben in unseren Gemeinden bei, hat oft ein weibliches Gesicht, gibt unterschiedlichen Positionen Raum und feiert nicht nur Sakramente, sondern auch das gute Leben für alle.“

In Erinnerung geblieben sei vielen die Kampagne „Gleichberechtigung. Punkt. Amen“ im Rahmen des feministischen Streiktags am 14. Juni 2019. Bilder von Frauen mit pinken Bischofsmitren hätten ein klares Zeichen gesetzt. Auf die Frage, ob der SKF sich dadurch stärker kirchenpolitisch positioniert habe, sagte Aepli: „Nein, die Kirchenpolitik wurde nicht zulasten des gesellschaftspolitischen Engagements verstärkt, sondern kam hinzu.“

Auslöser sei unter anderem die sogenannte MHG-Studie aus Deutschland von 2018 gewesen. Diese hatte erstmals systematisch den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche im Land untersucht und für internationale Aufmerksamkeit gesorgt. Daraufhin habe sich auch beim SKF eine neue kirchenpolitische Dynamik entwickelt.

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„Der Frauenkirchenstreik von 2019 und die ‚Allianz: Es reicht!‘ signalisierten deutlich: Es muss sich etwas ändern, und zwar tiefgreifend, konkret und in Kürze“, erklärte Aepli. Der bekannte Slogan der Kampagne adressiere dabei „beides gleichzeitig: die Kirchen- und die Gesellschaftspolitik“.

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Auch das Positionspapier von 2001 zur Anerkennung homosexueller und bisexueller Menschen sei ein Meilenstein gewesen: „Die Stellungnahme für die Anerkennung und Gleichstellung queerer Menschen war damals die einzige und damit wichtigste seitens einer kirchennahen Organisation.“

Der SKF veröffentlichte 2001 das Diskussionspapier „Lesben, Schwule und Bisexuelle in Kirche und Gesellschaft“. Das Dokument forderte eine gesetzliche Anerkennung homosexueller Verbindungen durch zivilrechtliche Regelungen, die Anerkennung sogenannter sexueller Vielfalt als natürliche Ausdrucksform menschlicher Beziehungen und eine Reform der überlieferten kirchlichen Lehre zu Sexualmoral.

Auf eine Parallele zur Amtszeit von Papst Franziskus angesprochen, betonte Aepli: „Mich persönlich verbindet mit Papst Franziskus zudem, dass wir beide als Quereinsteiger:innen an die Spitze kamen.“

Seine Themen wie „Kritik am Klerikalismus, Klimaschutz, Einsatz für Benachteiligte und Beteiligung aller an der Verantwortung und an wichtigen Entscheidungen“ seien identisch mit ihren eigenen Anliegen. Franziskus habe „Schubladen, Türen und Fenster geöffnet und dafür gesorgt, dass über alles gesprochen und auch kontrovers diskutiert werden kann“.

Mit Blick auf aktuelle weltpolitische Entwicklungen und den neuen Papst Leo XIV. äußerte Aepli sich zuversichtlich. Trotz eines Rückschlags für Gleichstellungsfragen in vielen Regionen sei sie überzeugt: „Ich bin überzeugt, dass es sich dabei um ein letztes Aufbäumen des Patriarchats handelt. Diese Entwicklung wird kippen, denn die Menschheit steht an einem anderen Ort.“