Ehemaliger Münsteraner Bischof Genn hat nach Rücktritt dem Amt „nicht nachgeweint“

Bischof Felix Genn
Deutsche Bischofskonferenz / Marko Orlovic

Der emeritierte Bischof von Münster, Felix Genn, hat kürzlich vor rund 50 Senioren persönliche Einblicke in seine ersten 100 Tage im Ruhestand gegeben. „Es war ein echter Einschnitt“, stellte Genn bei der Veranstaltung fest. Dem Amt habe er bislang dennoch „nicht nachgeweint“.

Genn trat am 9. März 2025 nach fast 16-jähriger Amtszeit im Bistum Münster zurück, nachdem Papst Franziskus sein aus Altersgründen eingereichtes Rücktrittsgesuch angenommen hatte, wie CNA Deutsch berichtete. Die Entscheidung erfolgte gemäß dem Kirchenrecht, das Bischöfe zur Vorlage eines Rücktrittsgesuchs mit Vollendung des 75. Lebensjahres verpflichtet.

Mit Nachdruck betonte der ehemalige Bischof, dass er sich künftig so wenig wie möglich und schon gar nicht ungefragt in Angelegenheiten des Bistums Münster einmischen werde. „So kann ich auch gut in Münster wohnen bleiben“, erklärte Genn vor dem interessierten Publikum.

Als besonders herausfordernd beschrieb der emeritierte Bischof den Umzug aus seiner bisherigen Bischofswohnung: „Ich musste mich von vielen trennen, vor allem von Teilen meiner Bibliothek und Korrespondenz“, berichtete er. Vieles davon habe er dem Bistumsarchiv übergeben.

Trotz seines Ruhestands bleibt Genn nicht untätig. Bei täglichen Spaziergängen durch Münster erlebe er „viele nette liebenswerte Kontakte“, wie er den Anwesenden mitteilte. Eine wichtige Funktion behält der emeritierte Bischof vorerst bei: Er bleibt Mitglied des Dikasteriums für die Bischöfe im Vatikan.

Diese Aufgabe wolle er weiter nach Kräften erfüllen, solange der Papst sie ihm zutraue. „Das macht mir Freude und gibt mir auch Lebendigkeit, weil ich in viele Themen der Weltkirche Einblick bekomme“, erläuterte Genn.

Herausforderungen des Ruhestands

Der emeritierte Bischof gab offen zu, dass er bei vielen Anfragen lernen müsse, nein zu sagen: „Denn es ist keine Schande, wenn man mit 75 schneller ermüdet.“ Dennoch sei er dankbar für seine Gesundheit, betonte Genn.

Mehr in Deutschland - Österreich - Schweiz

Im Gespräch mit den Senioren beantwortete der 75-Jährige bereitwillig zahlreiche Fragen des Publikums. Dabei ging es unter anderem um die Wahl seines Nachfolgers und um die noch bestehenden Kontakte in seine rheinland-pfälzische Heimat.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich hier im Flachland so wohlfühlen würde“, gestand Genn im Blick auf Münster – und zeigte sich sichtlich erfreut über die Rückmeldung aus dem Publikum: „Es ist schön, dass Sie hier bei uns bleiben.“

Überblick der Amtszeit in Münster

Genn übernahm das Bistum Münster am 29. März 2009 als Nachfolger von Reinhard Lettmann. Mit rund 1,76 Millionen Katholiken handelt es sich um die zweitgrößte Diözese Deutschlands, die Gebiete in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen umfasst.

Er positionierte sich trotz vatikanischer Kritik als Befürworter des Synodalen Wegs. 2022 betonte er, Rom habe den Reformprozess nicht gestoppt, sondern lediglich ein „Moratorium“ erwogen.

Er verteidigte die Debatten über Machtverteilung, Sexualmoral und Frauenordination als notwendig, um die Glaubwürdigkeit der Kirche nach dem Missbrauchsskandal wiederherzustellen. Kurienkardinäle wie Luis Ladaria SJ kritisierten jedoch, der Synodale Weg instrumentalisiere den Missbrauch für eine progressive Agenda.

2025 löste eine neue Satzung für Pfarreiräte Kontroversen aus, die extremistische Kandidaten ausschließen sollte. Ulrich Vollmer vom Diözesankomitee monierte, die Regelung beziehe sich auf eine für Angestellte geltende Grundordnung und könne Ehrenamtliche abschrecken. Das Bistum argumentierte, dies sei nötig, um kirchenfeindliche Tendenzen – etwa von AfD-Mitgliedern – einzudämmen.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.