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Bischof Overbeck: Organspende ist „eine Tat der konkreten Nächstenliebe“

Bischof Franz-Josef Overbeck

Bischof Franz-Josef Overbeck hat die Organspende aus christlicher Sicht als „eine Tat der konkreten Nächstenliebe“ charakterisiert. Der Bischof von Essen, der auch Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, meldete sich mit Blick auf den am Samstag anstehenden Tag der Organspende zu Wort.

„Die Wartelisten sind lang“, so Overbeck. „Deshalb ist es so hoch willkommen, wenn möglichst viele Menschen sich dafür entscheiden, mittels eines Organspendeausweises ihre Bereitschaft zu dokumentieren, im Falle ihres eigenen Todes, also nach medizinischer Feststellung des Hirntodes, als Organspenderin oder Organspender zur Verfügung zu stehen.“

Man dürfe jedoch „nicht verschweigen, dass es hier tatsächlich um einen Eingriff geht, der möglicherweise die medizinische Behandlung bereits im Sterbeprozess verändert und der für die Angehörigen oft eine Zumutung bedeutet“, betonte der Bischof. „Das Trauern um einen geliebten Menschen wird durch die Prozeduren der Organentnahme nicht einfacher.“

Vor diesem Hintergrund könnten eine gute Vorbereitung und Begleitung „sehr hilfreich“ sein: „Hier kommt es sicher besonders darauf an, klar und deutlich zu wissen, dass das, was geschieht, im erklärten Sinn des Verstorbenen ist.“

„Christlicher Glaube ermutigt dazu, Schmerz nicht einfach hinzunehmen, sondern nach Möglichkeiten der Besserung zu suchen“, sagte Overbeck. „Die Organspende kann ein höchst wertvoller Beitrag dazu sein. Ich meine, das sind gute Gründe für diese konkrete Form der Nächstenliebe.“

Die ethische Möglichkeit der Organspende basiert gewöhnlich auf dem Hirntodkriterium. Heinz Josef Algermissen, der ehemalige Bischof von Fulda, stellte im März die Frage in den Raum: „Müsste das Hirntod-Konzept als sicheres Todeszeichen nicht aufgegeben werden?“ Neurologische Forschungen, so Algermissen, „legen nahe, dem Gehirn nicht jene Integrationsfunktion für den Gesamtorganismus zuzusprechen, die es erst plausibel machte, Menschen beim unumkehrbaren Verlust aller Hirnfunktionen tatsächlich für tot zu erklären“.

Während Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 erklärte, „dass das heute angewandte Kriterium zur Feststellung des Todes, nämlich das völlige und endgültige Aussetzen jeder Hirntätigkeit, nicht im Gegensatz zu den wesentlichen Elementen einer vernunftgemäßen Anthropologie steht, wenn es exakt Anwendung findet“, sehen manche Beobachter dies anders.

Der Philosoph und Lebensrechtler Josef Seifert etwa sagte im vergangenen Jahr, für ihn stehe die Seele, die nicht auf die Funktionen des Gehirns reduziert werden könne, im Mittelpunkt des Menschseins. Die Organentnahme bei Hirntoten sei eine Praxis, die dringend überdacht werden müsse, sowohl aus philosophischen als auch aus ethischen Gründen. Er warnte davor, den Menschen nur als Mittel zum Zweck zu sehen und ihm seine grundlegende Würde abzusprechen.

Algermissen erläuterte im März: „Der hirntote Mensch befindet sich in einem durch externe, intensivmedizinische Maßnahmen angehaltenen Transitus. Er wird am Abschluss seines schon begonnenen Sterbens gehindert. Dieser durch die Möglichkeiten der Intensivmedizin künstlich erzeugte Zustand weist sowohl Merkmale des Lebens wie Temperaturregelung und Reflexbewegungen als auch Merkmale des Todes auf, was die Bestimmung seines ontologischen wie moralischen Status so schwierig macht.“

Vor diesem Hintergrund stellten sich die Fragen: „Handelt es sich also wirklich um einen Leichnam, der lediglich noch so aussieht wie ein lebendiger Mensch? Oder handelt es sich bei einem Hirntoten nicht vielmehr um einen bloß Todgeweihten?“

„Wenn wir ehrlich wahrnehmen, dass Organe Sterbenden bei Terminaldiagnose Hirntod entnommen werden, nicht erst nach Eintritt des Todes, für den der Hirntod als sicheres Zeichen nicht mehr taugt, zeigt sich umso deutlicher, was Organspende eigentlich ist: ein Geschenk jenseits aller Selbstverständlichkeit, eine ‚hochherzige Gabe‘ (Papst Johannes Paul II.), die man niemandem abverlangen, höchstens bewundern kann“, so Algermissen.

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